Was ist Skiffle?

Skifflen, das ist, wenn man eine ältere Gitarre beim Nachbarn im Keller entdeckt, ein paar Seiten aufzieht, zwei, drei Griffe lernt und mit ein paar Kumpels losjamt. Die Texte hört man sich von alten Schallplatten ab und dann geht es los. Schon vor Jahren totgesagt, schickt sich die Skiffle-Musik an, erneut Fans zu mobilisieren. Denn eines weiß man inzwischen: Skifflen legt die Seele frei, führt zu Ursprüngen des Jazz zurück. Skiffle-Musiker sind denn auch sehr fröhliche und urwüchsige Zeitgenossen. Diese in ihren Anfängen rein afroamerikanische Musik, später zum Country und Western tendierend, wurde auf den Haustreppen und Hinterhöfen der Windy City Chicago am Michigan-See für die häusliche Geselligkeit der Farbigen geformt. Dort, wo die Kneipen zu weit und für die Ärmsten der Armen zu teuer, wollte man nicht darauf verzichten, jazzige Musik zu machen. Als die ersten Skiffle-Groups entstanden, wundert man sich über alles: über den schleifend mitreißenden Takt, über die Improvisationsfülle und Musikalität dieser neuen Gruppen und natürlich über die Instrumente.

Gitarre

Eine Mundharmonika war wohl vorhanden. Ein Banjo möglicherweise auch. Aber typisch für die Skiffle-Musik wurde das Waschbrett für einen entweder apostrophierten oder wischend-ratschenden Rhythmus. Auch der „Jug“, der Krug mußte herhalten. Bässe bastelten die findigen Amateurmusiker aus alten Holzkisten. Das Pergamentpapier über den Kamm oder nur die Stimme des Skiffle-Musikers traten in Aktion, wenn auch die Mundharmonika nicht erschwinglich war. Diese Non-Instruments-Gruppen droschen erst einmal unbekümmert drauflos. Begeisterte Nachahmer kamen mit neuen Ideen hinzu. In Windeseile entwickelte sich ein typischer Sound. Die Zahl der Interpreten wurde Legion. Musiker wie Allan Lomax, Alexis Korner, Ken Coyler und nicht zuletzt Lonnie Donnegan setzten Meilensteine in der Geschichte des Skiffle. Ihnen ist es zu verdanken, daß diese interessante Musik auch heute immer mehr Menschen fasziniert.

Miton Zweig